Gießen braucht Räume, keine Prestigeprojekte wie die Kita im Seltersweg
Dass die Stadt Gießen seit Januar rund 27.000 Euro monatlich für eine leerstehende Kita im Seltersweg zahlt, ist ein Symptom tiefer liegender Probleme: Während viele Familien dringend auf Kitaplätze warten, soziale Einrichtungen Räume suchen und bezahlbarer Wohnraum knapp ist, stehen in der Innenstadt hochwertige Flächen ungenutzt – und kosten Monat für Monat öffentliche Mittel.
Die Kita-Räume wurden speziell umgebaut, doch ein Träger ist bis heute nicht gefunden. Statt flexibel auf die Situation zu reagieren oder das Geld dort einzusetzen, wo der Bedarf akut ist – etwa in Gießen-Ost oder im Flussstraßenviertel – zahlt die Stadt einen langfristigen Mietvertrag für eine nicht genutzte Fläche. Das ist nicht nur unsozial, sondern auch ein haushaltspolitisches Desaster.
Leerstand wird mit öffentlichen Mitteln subventioniert

Zugleich reiht sich der Fall in eine Liste leerstehender oder ungenutzter Räume in Gießen ein. Diese könnten sozialen oder gemeinschaftlichen Zwecken dienen – doch es fehlt an einem politischen Konzept, wie vorhandene Flächen sinnvoll genutzt werden können. „In diesem Fall wird Leerstand nicht nur hingenommen, sondern aktiv mit öffentlichen Mitteln subventioniert“, sagt Natalie Maurer, Co-Vorsitzende der Linken.
Wir als Die Linke Gießen fordern:
- Eine stadtweite Leerstandskartierung – für städtische wie private Immobilien, mit öffentlicher Einsicht.
- Eine echte Kita-Bedarfsplanung, die sich an den Bedarfen in den Stadtteilen orientiert, nicht an prestigeträchtigen Adressen.
- Maximale Transparenz und die Offenlegung aller Dokumente und Verträge zur geplanten Kita im Seltersweg.
- Ein Programm für soziale Zwischennutzung, um Leerstand sofort nutzbar zu machen – für Kinderbetreuung, Nachbarschaftsinitiativen, Kultur oder Wohnen.
„Städtische Räume dürfen kein Spekulationsobjekt oder Stillstandsfläche sein – sie gehören den Menschen“, stellt Maurice Jelinski, Co-Vorsitzender der Linken in Gießen fest. Die Stadt Gießen muss jetzt handeln und den vorhandenen Raum sinnvoll, sozial und gerecht nutzen.